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Die Entwicklung von Säuglingen und Kleinkindern - Reflexe
Reflexe bei Neugeborenen
Bewegungen und Handlungen werden von Neugeborenen noch nicht bewusst ausgeführt, sondern von Reflexen ausgelöst. Das heißt es sind unwillkürliche Reaktionen, die durch Reize ausgelöst werden und immer nach dem gleichen Bewegungsmuster ablaufen.
Sie sichern das Überleben, die Nahrungsaufnahme und werden für das Erlernen späterer Fähigkeiten benötigt. Die Wurzeln der meisten Reflexe liegen im Beginn der menschlichen Evolutionsgeschichte.
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Reflexe zur Nahrungsaufnahme
Der für die Nahrungsaufnahme und somit für das Überleben des Kindes wichtigste Reflex ist der Saugreflex. Er gewährleistet gemeinsam mit dem Schluckreflex, dass sich das Baby an der Mutterbrust ernähren kann. Wird das Neugeborene an den Lippen oder am Gaumen berührt, spitzt es den Mund und fängt automatisch an zu saugen.
Bei Berührungen im Bereich des Mundes wendet sich das Neugeborene mit dem Kopf in diese Richtung. Ausgelöst wird diese Bewegung durch den Suchreflex.
Schutzreflexe
Andere Reflexe dienen nicht der Nahrungsaufnahme sondern dem Schutz. Wie der Atemschutzreflex, der bewirkt, dass die Atmung blockiert, sobald Nase oder Mund Kontakt mit Wasser haben. Er schützt Kleinstkinder vor dem Ertrinken.
Der Schwimmreflex und die Schwimmbewegungen, die Babys ausführen, wenn man sie horizontal ins Wasser legt, sind noch umstritten.
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Erschrickt sich ein Neugeborenes durch ein lautes Geräusch oder das Gefühl fallen gelassen zu werden, streckt es zuerst Arme und Beine von sich, wirft den Kopf nach hinten, öffnet den Mund und rollt sich anschließend zusammen und schließt den Mund wieder. In den meisten Fällen wird es danach anfangen zu weinen. Dieser Reflex wird Moro- oder Umklammerungsreflex genannt und sollte früher das Herunterfallen des Säuglings verhindern, wenn sich die Mutter bewegt hat.
Der Temperaturreflex bewirkt das Zurückzucken beim Berühren heißer Gegenstände und soll vor Verbrennungen und Verbrühungen schützen. Durch Husten und Niesen werden die Atemwege gereinigt und das automatische Schließen der Augenlider, blinzeln, schützt unsere Augen vor Gefahren.
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Greifreflex
Der Greifreflex wird durch die Berührung auf Handinnenflächen oder Fußsohlen ausgelöst. Das Baby umschließt einen Gegenstand unwillkürlich mit den Händen und hält sich so stark fest, dass es daran hochgezogen werden könnte. Dieser Reflex ist ebenfalls ein Überbleibsel aus der frühgeschichtlichen Vergangenheit des Menschen und diente früher dazu, sich an der Mutter festzuhalten.
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Bewegungsreflexe
Berührt ein aufrecht gehaltener Säugling mit den Fußsohlen eine Unterlage, führt es automatisch eine Schreitbewegung, den Schreitreflex, aus.
Wird der Fußrücken unter einer Kante entlang gestrichen, beugt der Säugling das Bein und versucht, den Fuß über die Kante zu heben. Dies ist der sogenannte Steigreflex.
Der Rückgratreflex lässt sich beobachten, wenn man dem Neugeborenen in Bauchlage an einer Seite der Wirbelsäule entlang streicht. Daraufhin windet es sich in Richtung des Reizes. Es wird vermutet, dass dieser Reflex vor allem für den Geburtsvorgang benötigt wird, denn durch die Krümmung in die unterschiedlichen Richtungen bewegt sich das Baby vorwärts.
Mit dem Labyrinth-Stellreflex fängt das Baby an sich mit ein bis zwei Monaten gegen die Schwerkraft zu behaupten. Es hebt den Kopf und orientiert sich im Raum, sobald es auf den Bauch gelegt wird.
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Es gibt noch eine Vielzahl weiterer Reflexe, die das Kind bereits besitzt, wenn es zur Welt kommt. Besonders gefördert werden müssen diese Reflexe in den ersten Lebensmonaten nicht. Was das Kind in dieser Zeit benötigt sind vor allem Liebe und Zuwendung. Auch ausreichende Bewegungsfreiheit trägt zu einer gesunden Entwicklung bei.
Viele angeborene Reflexe verlieren sich im ersten oder zweiten Lebenshalbjahr. Einige Reflexe, wie der Schluckreflex, Husten, Niesen, Blinzeln oder das Austrecken der Arme, wenn man nach vorn fällt, bleiben ein Leben lang erhalten.
In den ersten 12. Lebensmonaten wird ein Großteil der Reflexe bei den kinderärztlichen Untersuchungen regelmäßig kontrolliert. Abweichungen von typischen Verhaltensmustern könnten auf eine nicht optimale Entwicklung des Kindes hinweisen.